MÖVE – Mehr Ökonomische Vielfalt Erreichen. Die junge Pluralo-Gruppe aus Lüneburg hat sich erst 2016 zusammengefunden, aber seitdem schon eine Menge an ihrem VWL-Institut erreicht. Verena Emme, Kristin Langen und Henri Schneider fassen die Ereignisse des letzten Jahres zusammen.

Was heißt eigentlich „Kapital“ in der Produktionsfunktion? Was wird unter „Wohlfahrt“ in der volkswirtschaftlichen Lehre verstanden und was sind ökologische oder feministische Perspektiven auf Ökonomik? Auf Fragen wie diese lassen sich in den klassischen VWL Vorlesungen wenig Antworten finden. Aus dieser Motivation heraus gründete sich vor genau zwei Jahren eine „VWL-Diskussionsrunde“ an der Leuphana Universität Lüneburg. Aus den wöchentlichen Diskussionen etablierte sich eine feste Gruppe, die im Frühjahr 2016 in die studentische Initiative MÖVE (Mehr Ökonomische Vielfalt Erreichen) mündete und mit dem Netzwerk Plurale Ökonomik assoziiert ist.

Was mit grundlegenden Fragen begann, entwickelte sich zu einem progressiven Zusammenschluss aus Studierenden, die die volkswirtschaftliche Lehre in Lüneburg mitgestalten möchten. Von Beginn an war die Initiative deshalb in engem Kontakt mit den Lehrenden. Aus diesem intensiven Austausch heraus entstand im Sommersemester 2017 das Lehrforschungsprojekt „Orthodoxe und heterodoxe ökonomische Theorien“ – ein Wahlpflichtmodul für alle VWL Studierenden in Lüneburg unter der Leitung von Prof. Thomas Huth.

Im Laufe des Semesters stellten die Studierenden ein eigenes plurales Lehrangebot zusammen – teilweise auf Grundlage von Artikeln der Lernplattform Exploring Economics, in dessen Zentrum die Geschichte des ökonomischen Denkens, unterschiedliche Theorieschulen sowie alternative Wirtschaftskonzepte standen. Viele der anfänglichen Fragen konnten so diskutiert und reflektiert werden. Das Ergebnis ist eine Broschüre, die die verschiedenen Themen zusammenfasst und in Zusammenarbeit mit MÖVE als pluraler Initiative entstanden ist. Die Motivation für die Broschüre war zunächst das Festhalten der erarbeiteten Inhalte für alle Interessierten. Gleichzeitig sollte hiermit eine Gesprächsgrundlage geschaffen werden, die eine Reflexion des aktuellen VWL Lehrplans an der Leuphana Universität Lüneburg ermöglicht. Der 100 Seiten starke Reader ordnet einerseits  Begriffe wie ‚Mainstream‘ oder ‚Heterodox‘ ein und widmet sich gleichzeitig verschiedenen Theorieschulen. Neben der Neoklassik werden beispielsweise die Ökologische Ökonomik, der Keynesianismus oder die Institutionenökonomik vorgestellt. Zusätzlich wird ein Einblick in den Zusammenhang von Postkolonialer Theorie und Ökonomik gegeben. Die Broschüre schließt mit Vorschlägen für einen alternativen VWL Lehrplan an der Leuphana.

Um den Reader als Diskussionsgrundlage über das Lüneburger VWL Curriculum zu nutzen, entschied sich das Seminar in Zusammenarbeit mit MÖVE dazu, alle Mitarbeiter*innen, Doktorand*innen und Professoren des VWL Instituts zum Ende des Semesters zu einem Gespräch einzuladen. Wir als Studierende haben das Treffen als positiv empfunden – fast alle Mitglieder des VWL Instituts sind unserer Einladung gefolgt und viele Studierende, die bisher keinen Kontakt mit MÖVE hatten, haben sich an der anregenden und durchaus kontroversen Diskussion beteiligt. Zudem konnten konstruktive Ergebnisse erzielt werden. So legt das VWL-Einführungsmodul seit dem Wintersemester 2017/18 einen verstärkten Fokus auf die Geschichte des ökonomischen Denkens, das Modul „Orthodoxe und heterodoxe ökonomische Theorien“ bleibt bestehen und MÖVE wird es ermöglicht, das Modul „Forschung, Lehre, Arbeitsmarkt“ teilweise mitzugestalten. Zusätzlich haben die Lehrenden eingewilligt, zu versuchen, mehr geschichtliche Zusammenhänge in den Vorlesungen zu erwähnen. Das Gespräch hat gezeigt, wie wichtig es ist, in ständigem Austausch zu bleiben und wie fruchtbar eine solche Diskussion sein kann. Diesen Austausch wollen wir weiterhin fördern, um auf dem bisher Erreichten aufzubauen.

Den Reader gibt es hier.

Aktuelle Informationen zu unseren Aktivitäten sind auf unserer Website www.moeve-lueneburg.de zu finden und bei Fragen zu diesem oder anderen Projekten kann gerne jederzeit eine E-Mail an moeve-lueneburg@riseup.netgeschrieben werden.

Plurale Grüße aus Lüneburg! Die MÖVEn

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