Mit zahlreichen Veranstaltungen zum Jahrestag des Finanzcrashs fragt das Netzwerk Plurale Ökonomik: Was hat sich seit der Finanzkrise in den Wirtschaftswissenschaften verändert?
Am 15. September 2008 meldete Lehman Brothers, eine der einflussreichsten Investmentbanken der Welt, Konkurs an und die Welt stürzte in ihre größte Wirtschaftskrise seit den 1930ern. Mit einem Mal rückte die Wirtschaftswissenschaft ins Schlaglicht der Öffentlichkeit: Warum haben renommierte Wirtschaftswissenschaftler*innen die verheerenden Dynamiken des Finanzsektors nicht erkannt? Hatte die Ökonomik mit ihrer Unterstützung für die krisenhafte Deregulierung einen Anteil an der Krise?
Zehn Jahre nach der Krise ist in der VWL die für das Verständnis von Finanzkrisen notwendige Vielfalt an Theorien und Methoden noch immer unterentwickelt. Nischen-Ansätze, wie die Verhaltensökonomik oder die Risikoforschung, finden zwar vermehrt Beachtung und in den Lehrbüchern, Vorlesungen und Seminaren wird die Finanzkrise immerhin erwähnt. Doch die Weiterentwicklungen bleiben oberflächlich und werden kaum in die fundamentalen Modelle integriert. Nach wie vor steht eine verkürzte Effizienzmarkthypothese im Zentrum der Finanzmarktlehre und lässt den Glauben an die Selbstregulierung des Marktes wieder aufleben.
Der ausbleibende Paradigmenwechsel in der Ökonomik trifft heute auf zahlreiche neue Spekulationsblasen, noch größer gewordenen too-big-to-fail-Banken und eine US-Regierung, die eine neue Phase der Finanzmarkt-Deregulierung einläutet. Um den nächsten Crash zu verhindern brauchen wir jetzt neues ökonomisches Denken für ein nachhaltiges Finanzsystem.
Viele assoziierten Gruppen des Netzwerks Plurale Ökonomik organisieren eigene Vortragsreihen, Workshops und Podiumsdiskussionen, indem die Erforschung von Finanzkrisen und die Rolle der VWL im Mittelpunkt stehen. Auch unsere diesjährige einwöchige Sommerakademie mit über hundert TeilnehmerInnen stellt sich unter das 10yac-Thema. Dabei sollen Forscher*innen mit verschiedenen Blickwinkeln und Theorieschulen zu Wort kommen und eine kritische Auseinandersetzung mit Finanzmärkten und ihrer Rolle in der Ökonomik geschärft werden.
Die Veranstaltungen sind eingebettet in die Aktivitäten des internationalen zivilgesellschaftlichen Bündnisses ChangeFinance, das eine sozial gerechte und ökologisch nachhaltige Umgestaltung des Finanzsystems fordert. Der Zusammenschluss von ThinkTanks, Gewerkschaften und NGOs aus 11 Staaten organisiert am 15. September weltweit Demonstrationen und Aktionen.
Hörsaalgebäude (00/0030) // Finanzkrise: Versagen der Mainstream-Ökonomik mit Helge Peukert
Universitätsallee 1, HS 5 // 10 years after the Crash: Eröffnung mit Rainer Voss
ORF Radiokulturhaus, Argentinierstraße 30a // Vortrag & Debatte mit Kate Raworth
Universität für Bodenkultur, Feistmantelstraße 4 // Vortrag & Debatte mit Kate Raworth, Prof. Dr. Ika Darnhofer und Prof. Dr. Sigrid Stagl // plurale-oekonomik.at
Universitätsallee 1, HS 5 // Praxis des Geldes. Eine Einführung in Finanzmärkte mit Aaron Sahr
Center for American Studies; Hauptstraße 120 // Vortrag & Publikumsdiskussion mit Kate Raworth
Universität zu Köln, Universitätsstr. 24, Seminarraum 410 // Workshop mit Kate Raworth // www.facebook.com/events/408610846247660/
Hörsaalgebäude (00/0030) // Wie kam es zum Crash? mit Bernd Hayo
Bochumer Fenster, Massenbergstr. 9 // Vortrag und Debatte mit Kate Raworth mit Prof. Dr. Uwe Schneidewind (Wuppertal Institut), Lisa Storcks (Hochschulgruppe Plurale Ökonomik Bochum) // https://www.facebook.com/events/1765878583463236/
Kunstsammlung der Universität Göttingen, Auditorium, Weender Landstr. 2 // Vortrag und Debatte mit Kate Raworth und Jürgen Trittin
Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstr. 8 // Vortrag und Podiumsdiskussion mit Kate Raworth // calendar.boell.de/de/event/die-donut-oekonomie
Hölderlinstraße 5, Kupferbau, HS 22 // Klassische Finance mit Arash Molavi Vasséi
Universitätsallee 1, HS 5 // Ideengeschichte der Finanzmärkte mit Jan Eichhorn
Hölderlinstraße 5, Kupferbau, HS 22 // (Plurale) Geldtheorie und Finanzmärkte mit Karl-Heinz Brodeck
Hörsaalgebäude (00/0030) // Heterodoxe Perspektiven auf die Finanzkrise mit Brigitte Young
Johannisplatz 26, Haus auf der Mauer (Großer Saal) // Ökonomische Misanthropie? Grundmuster und Konsequenzen für die Soziale Frage mit Dr. Sebastian Thieme // https://pluralesparadies.wordpress.com/2018/04/26/vortragsreihe-sozial-egal/
Universitätsallee 1, HS 5 // No money no more: die Finanzkrise i.d. USA mit Hannes Böhm
Hölderlinstraße 5, Kupferbau, HS 22 // Ungleichheit und Finanzkrise mit Till van Treek
Karl Marx'/Friedrich Engels' Kritik am dialogischen Kommunismus Ludwig Feuerbachs mit Prof. Udo Kern (Theologie)
Universitätsallee 1, HS 5 // Kino // Macht Ohne Kontrolle. Eine Filmvorführung mit Harald Schumann
Fürstengraben 27, Rosensäle (Kleiner Sitzungssaal) // Heterodoxe Perspektiven auf die Krise - Ein Feministisch-makroökonomischer Blick auf die unkonventionelle Geldpolitik der EZB mit Prof. em. Brigitte Young
Hörsaalgebäude (00/0030) // Wie die Politik mit der Krise umgeht mit John Kannankulam
Universitätsallee 1, HS 5 // Staatsschuldenkrise in Europa.
Hölderlinstraße 5, Kupferbau, HS 22 // Postkeynsianistische Perspektive mit Rudolf Hickel
Universitätsallee 1, HS 5 // Auswirkungen der Finanzkrise auf das südliche Afrika mit Franziska Müller
Hölderlinstraße 5, Kupferbau, HS 22 // Krisen, Rezensionen mit Christian Kreiß
Hörsaalgebäude (00/0030) // Bankenregulierung als Krisenprävention? mit Thomas Goldfuß
Universitätsallee 1, HS 5 // Gendering Finance. Die Finanzkrise aus feministischer Perspektiv mit Brigitte Young
Hölderlinstraße 5, Kupferbau, HS 22 // Neuroökonomie und Risikowahrnehmung mit Peter Mohr
Universitätsallee 1, HS 5 // Konkurrierende Politiken nach der Finanzkrise? Mit Dorothea Schäfer
Hölderlinstraße 5, Kupferbau, HS 22 // Naturwissenschaftliche/Komplexe Perspektive auf den Finanzmarkt mit Damian Challet
Hörsaalgebäude (00/0030) // Antwort der feministischen Ökonomik auf die Krise mit Gabriele Michalitsch
Johannisplatz 26, Haus auf der Mauer (Großer Saal) // Performitivität in der Marktökonomie - Worum sorgen sich Ökonom*innen? mit PD Dr. Katrin Hirte
Universitätsallee 1, HS 5 // Abschluss Panel: Academia after the Crash. Wissenschaft & Wirtschaft 10 Jahren nach der Krise
Hölderlinstraße 5, Kupferbau, HS 22 // Islamische Ökonomik mit Volker Nienhaus
Johannisstraße 13, Auditorium „Zur Rosen“ // Digitale Transformationen - Zwischen grenzenloser Offenheit und offener Ausgrenzung mit Prof. Leonhard Dobusch
in Kooperation mit der Evangelischen Akademie // https://www.exploring-economics.org/en/summer-academy-10-years-after
Ten Years after the Crash - die sozialpolitischen Folgen im Fokus der Pluralen Ökonomik // Einladung
Paulinerkirche, Papendiek 14 // Vortrag “Wirtschaftswissenschaften 10 Jahre nach der Krise”, n.n.